Karin Ressel erhält Bundesverdienstkreuz am Bande

Hille/Minden (mt). Was schenkt man jemandem, der seit fünf Minuten ein
Bundesverdienstkreuz am Bande trägt und schon drei Blumensträuße hat? Birgit
Fischer, ehemalige NRW-Gesundheitsministerin, entscheidet sich für eine
Gewürzmühle. „Wenn ich der Karin etwas schenke, dann nichts Unnützes“, sagt sie
bei der feierlichen Übergabe des Ordens an die Hillerin Karin Ressel. Die Symbolik
des Geschenks passt: Eine Mühle für den Mühlenkreis, eine besondere Drehtechnik
als Zeichen für das Technikzentrum Minden-Lübbecke, von dem Ressel seit 22
Jahren Geschäftsführerin ist, und ein praktischer Nutzen – ganz im Sinne einer
Vollblut-Pragmatin.
Denn Karin Ressel, das betonen alle Festredner, ist ein Mensch der Tat. „Durch sie
bekommt das Wort hemdsärmelig einen neuen Sinn“, beschreibt es Dr. Heike
Hunecke vom Verein Bildungswerk der NRW Wirtschaft. Und tatsächlich wirkt die 62-
jährige Hillerin während der Veranstaltung immer dann besonders gelöst, wenn sie
sich um etwas kümmern kann. Ob Parkberechtigungen oder Sitzverteilung: Wenn
Ressel ein Problem sieht, wird es angepackt.
Information
Zur Person

  • Karin Ressel wurde am 19. April 1954 geboren. Von 1975 bis 1978 ließ sie
    sich an der Fachhochschule des Bundes zur Diplom-Verwaltungswirtin
    ausbilden. Von 1983 bis 1988 studierte sie Erziehungswissenschaften in
    Dortmund mit dem Abschluss Diplom-Pädagogin.
  • Seit 1994 ist Ressel Geschäftsführerin des Technikzentrums Minden-
    Lübbecke und setzt sich besonders dafür ein, Mädchen technische Berufe
    näher zu bringen. Mit ihrem Berufsparcours erreichte sie seit 2000 mehr als 50
    000 Jugendliche. 2011 zog das Technikzentrum in die Alte Zigarrenfabrik
    Südhemmern.

„Sie sind keine Bedenkenträgerin, kein Mensch fürs Zaudern und Zögern. Sie gehen
einfach drauf los und ebnen den Weg“, lobt Bürgermeister Michael Schweiß, der
stellvertretend für die Gemeinde Hille Glückwünsche überbringt. Wer den Status
„Beamtin auf Lebenszeit“ aufgebe, um für seine Ideen zu kämpfen, sei eine Frau von
Format. „Sie haben Mut und keine Angst Fehler zu machen“, so Schweiß.
Fragt man die Verdienstkreuz-Trägerin, liegen diese Qualitäten in einem Rat ihrer
Großmutter begründet. „Man muss immer drei Dinge in der Tasche haben: Einen
Bleistift, ein Taschenmesser und etwas zu essen“, habe die immer gesagt. Ressel
nahm sich das stets zu Herzen.
Mut hat die 62-Jährige allemal: 2011 nahm sie einen Privatkredit auf, um die alte
Zigarrenfabrik in Südhemmern modernisieren zu können. Seitdem ist das
Technikzentrum Minden-Lübbecke in der Gemeinde Hille zu Hause. „Es hat mir
immer sehr geholfen, dass ich auch Verwaltungswirtin bin und weiß, wie Anträge
funktionieren“, sagt die 62-Jährige. Außerdem sei sie tatkräftig von Inge Howe im
Landtag unterstützt worden. „Und du, Birgit, hast mir beigebracht, dass es ohne
Netzwerke nicht geht“, sagt sie mit Blick auf Ex-Ministerin Birgit Fischer.
Mittlerweile hat Ressel das Technikzentrum mit dem Berufsparcours als Flagschiff zu
landesweitem Erfolg gebracht. Seit 2012 läuft eine Kooperation mit Metall NRW,
jährlich werden in NRW dadurch rund 30 Berufsparcours durchgeführt, bei denen
Jugendliche ihre Talente in praktischen Übungen testen und so Hilfe bei der
Berufswahl bekommen. „Und viele Unternehmen überdenken die Auswahl ihrer
Bewerber dank der Arbeit von Karin Ressel“, sagte Dr. Heike Hunecke. Ein
Lizensierungssystem hat außerdem 50 Organisationen dazu befähigt, selbst
Parcours durchzuführen. 780 000 Teilnehmer sowie 3800 Unternehmen waren in
den vergangenen 14 Jahren beteiligt.
Für dieses Engagement wurde ihr gestern von Landrat Dr. Ralf Niermann das
„Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“
überreicht. International gesehen gleicht das einem Ritterschlag – so zumindest wird
das Verdienstkreuz am Bande international eingeordnet.
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